Dienstag, 12.06.2012: Es ist trübe und etwas nebelig als wir Prag verlassen. In Mělník erreichen wir die Elbe und fahren eine Zeit lang durch landwirtschaftlich geprägtes Hinterland. Südlich von Děčín kommen wir wieder ins Elbtal zurück und bleiben von da an am Fluss. Kurz vor der deutschen Grenze machen wir in Hřensko eine Pause, bummeln an den Verkaufsständen vietnamesischer Händler vorbei und essen in einem Restaurant sehr lecker zu Mittag. Während Geli nach ihrer halben Ente mit Knödeln nicht mehr kann, esse ich nach einem Rumpsteak noch einen Apfelstrudel zum Nachtisch. Zusammen mit zwei Getränken und Trinkgeld kostet das Ganze umgerechnet etwa 24 €. Wir unternehmen noch einen kleinen Abstecher in den Nationalpark Böhmische Schweiz. Da es uns für die Wanderung zum Prebischtor heute schon zu spät ist, machen wir kehrt und folgen der Elbe auf ihrem Lauf nach Deutschland. In Bad Schandau kaufen wir ein frischen Brot und Kuchen und informieren uns im Nationalpark-Zentrum über die Nationalparkregion Sächsische Schweiz. Auf dem Caravan Camping „Sächsische Schweiz“ in Gohrisch beziehen wir einen Stellplatz und waschen unsere Wäsche. Wir setzen uns vor das Auto in die Sonne und sichten das eingesammelte Informationsmaterial. Zum Abendessen gibt es nach dem üppigen Mittagstisch nur noch einen Espresso und den in Bad Schandau gekauften „Prasselkuchen“. Wir können noch die heute-Nachrichten empfangen danach ist dann plötzlich Schluss mit DVBT – warum auch immer? Wir planen noch die nächsten Tage im Gebiet der Sächsischen Schweiz und spielen Angry Birds.
Mittwoch, 13.06.2012: Da der Tag uns mit trübem Wetter begrüßt, beschließen wir die Erkundung der Sächsischen Schweiz um ein paar Tage zu verschieben und uns zunächst Dresden anzusehen. In Pirna füllen wir unsere Vorräte auf, tanken und kaufen in einem Baumarkt selbstklebendes Klettband für unsere lockere Türverkleidung. Dresden ist schnell erreicht und unsere erste Station ist die Filiale von Gerstäcker, wo sich Geli einige Malutensilien kauft. Weiter geht es zu Schaffer Reisemobile. Hier sehen wir Satellitenanlagen an und werfen einen Blick auf den Stellplatz, der allerdings recht weit vom Zentrum entfernt ist. Wir fahren zum Parkplatz Wiesentorstraße am nördlichen Elbufer bei der Augustusbrücke. Mit 18 € inklusive Strom erreicht dieser Stellplatz preislich zwar Campingplatzniveau aber dafür sind wir in ein paar Minuten zu Fuß in der Altstadt. Dies nutzen wir auch gleich aus und unternehmen einen ersten Bummel durch Dresden. Wir erkundigen uns nach Vorstellungen in der Semperoper und entdecken bei Peek & Cloppenburg Kleid, Blazer und Jeans zu reduzierten Preisen, die unbedingt mit müssen. Nach einem Rundgang durch die Globetrotter-Filiale geht es zurück zum Stellplatz. Da sich ganz in der Nähe des Platzes ein Public-Viewing-Bereich befindet und heute das Spiel Deutschland – Niederlande stattfindet, wird es auf dem Stellplatz etwas lauter.
Donnerstag, 14.06.2012: Auch heute ist es noch etwas trübe und wir ziehen vorsichtshalber die Regenjacken über. Von der Augustusbrücke gehen wir auf die Brühlsche Terrasse zur Festung Dresden und von dort weiter zum Wahrzeichen der Stadt, der Frauenkirche. Zweihundert Jahre nach ihrer Fertigstellung im 18. Jh. fällt die Frauenkirche der massiven Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 zum Opfer. Eine private Initiative treibt ab 1990 die Idee zum Wiederaufbau voran, mit dem dann 1994 begonnen wurde. Am 30. Oktober 2005 wird die neue Frauenkirche geweiht. Im Besucherzentrum der Frauenkirche sehen wir uns den sehr gut gemachten Film „Faszination Frauenkirche“ zur Geschichte der Kirche an. Auch der Kreuzkirche statten wir einen Besuch ab. Unser nächstes Ziel ist das Albertinum, das die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden beherbergt. Nach den durch das Jahrhunderthochwasser 2002 verursachten Schäden komplett saniert, umfassen die Exponate das Spektrum von der Romantik bis zur Gegenwart. Etwas erschöpft gehen wir für eine Mittagspause in die Altmarkt-Galerie und essen in einer Sushi-Bar sehr lecker zu Mittag. Frisch gestärkt gehen wir zur Semperoper, wo wir uns einer dreiviertelstündigen Führung anschließen und einen sehr interessanten und informativen Einblick in dieses schöne Opernhaus bekommen. Durch den Zwinger, das perfekteste Beispiel barocker Architektur in Deutschland, gehen wir noch einmal zur Altmarkt-Galerie zurück. Im Apple-Store kauft Geli sich ein iPad und wir verbringen viel Zeit mit der Konfiguration des Gerätes über das WLAN-Netz des Stores. Alle Fragen werden kompetent und freundlich beantwortet und es ist schon kurz vor 20:00 Uhr, als wir uns auf den Weg zum Auto machen. Wir kaufen noch zwei Brötchen für das Abendessen und machen es uns im Roadrunner gemütlich. Während Geli sich mit ihrem neuen iPad beschäftigt, bearbeite ich die Fotos und schreibe am Reisebericht.
Freitag, 15.06.2012: Blauer Himmel verspricht einen schönen Tag und wir beschließen Dresden um einen Tag zu verlängern. Vom Nordufer der Elbe aus bewundern wir die „Skyline“ von Dresden, besonders den Canaletto-Blick. Bernardo Bellotto (1722-1780), genannt Canaletto, schuf als Hofmaler von August III. zwischen 1747 und 1758 eine Serie von 14 großformatige Ansichten des barocken Dresdens. Diese Stadtpanoramen prägten maßgeblich das Bild Dresdens in der Welt und die Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt. Der Blick auf das „Venedig an der Elbe“ aus der Perspektive des Canaletto-Blicks zeigt, wie die im 18. Jh. entstandenen markanten Prachtbauten der Dresdener Altstadt – die Hofkirche und die Frauenkirche – die Stadtsilhouette bis heute prägen. Nach dem Spaziergang über die Augustusbrücke bannen wir die Semperoper, die Kathedrale, den Schlossplatz, den Fürstenzug (Mosaik auf Kacheln aus Meissener-Porzellan) und die Frauenkirche auf die Speichermedien. In der Frauenkirche sehen wir uns heute auch die im Kellergewölbe eingerichtete Unterkirche an. Unser nächstes Ziel ist das Deutsche Hygiene-Museum, wo wir uns die Fotoausstellung „Kleider machen Leute“ ansehen. Bevor wir uns jedoch dem Projekt der Fotografin Herlinde Koelbl widmen, löschen wir im Museumscafé unseren Durst. In den vergangenen Jahren hat Frau Koelbl siebzig Menschen in Deutschland und im Ausland portraitiert. Zu sehen sind sie einmal in ihrer Standes- oder Berufskleidung und dann so, wie sie sich in ihrer Freizeit zu kleiden pflegen. Das klingt ganz einfach – aber das Ergebnis dieser Gegenüberstellung ist erstaunlich vielfältig. Die Fotos und die dazugehörigen Äußerungen der Portraitierten machen diese Ausstellung zu einem sehr interessanten Erlebnis. Zurück in der Altstadt gehen wir noch einmal shoppen: Ich nutze das wirklich hervorragende Angebot von Kleidung in meiner Größe zum Kauf eines leichten Sakkos. Geli kauft eine SIM-Karte für ihr neues iPad. Ein Eis gibt uns die Kraft für den Rückweg zum Auto. Nach einem Espresso wir die SIM-Karte freigeschaltet und etwas gelesen. Nach Einbruch der Dunkelheit machen wir uns noch einmal auf den Weg und werfen einen Blick auf das beleuchtete Dresden.
Samstag, 16.06.2012: Heute ist es schwülwarm und drückend. Wir starten zu einem letzten Rundgang, diesmal geht es durch die Dresdener Neustadt. An der goldenen Reiterstatue von August II. auf dem Neustädter Markt beginnen wir. Die Hauptstraße ist sehr schön als Allee angelegt mit einer Promenade im Schatten der Bäume. Wir werfen einen Blick in die Kunsthandwerkerpassagen und in die Neustädter Markthalle und gehen zum Stellplatz zurück. Unser nächstes Ziel ist das Karl May Museum in Radebeul, weniger Kilometer außerhalb von Dresden. In der „Villa Bärenfett“ sehen wir uns die in Europa einmalige ethnologische Sammlung der Indianer Nordamerikas an. Lebensgroße Figuren verschiedener Indianerstämme veranschaulichen die Vielfalt der Indianerkultur. In der „Villa Shatterhand“, dem Wohnhaus von Karl May, sehen wir sein Arbeitszimmer, die Bibliothek und die drei wohl berühmtesten Gewehre der Literatur: Winnetous Silberbüchse und Old Shatterhands Henrystutzen und Bärentöter. An der Elbe entlang verlassen wir Dresden und können am gegenüberliegenden Ufer die Elbschlösser Albrechtsberg, Lingner und Eckberg bewundern. Unser Ziel ist die Bastei, die berühmteste Felsformation der Sächsischen Schweiz. Auf dem Parkplatz warten zunächst lesend einen Gewitterschauer ab. Die Schwüle des Tages entlädt sich in einem heftigen Regenguss begleitet von Blitz und Donner. Als wir uns schließlich auf den Weg machen tröpfelt es nur noch leicht, wir nehmen vorsichtshalber die Regenschirme mit. Von den Aussichtspunkten der Bastei bieten sich herrliche Blick auf das Elbtal und Felsenwelt der Sächsischen Schweiz, die nach dem Gewitter richtig dampft. Wir haben gerade mit dem Abstieg in die Felsen begonnen, als es wieder anfängt zu donnern. Wir kehren um und erreichen mit dem einsetzenden Regen wieder das Auto. Diesmal wir es noch heftiger und es kommt auch noch Hagel dazu. Zum Glück haben wir Kehrt gemacht! Im nahegelegenen Hohnstein finden wir auf dem Touristencamp Entenfarm einen Platz für die Nacht. Der Regen hält noch eine ganze Zeit lang an, ehe das Wetter sich wieder beruhigt.
Sonntag, 17.06.2012: In der Nacht gibt es noch ein paar Schauer aber am Morgen scheint die Sonne. Unser erstes Ziel ist die Obere Schleuse bei Hinterhermsdorf, ein Zipfel von Deutschland, der wie eine Halbinsel nach Tschechien hineinragt. Hier grenzen die Nationalparks Sächsische Schweiz auf deutscher Seite und Böhmische Schweiz auf tschechischer Seite aneinander. Vom Parkplatz aus brauchen wir eine gute halbe Stunde bis zum Bootsanleger an der Kirnitzschklamm. Hier stärken vor Beginn der Bootstour mit einer Bockwurst. Auf dem urigen Kahn haben über 20 Personen Platz und wir gleiten lautlos durch das verwunschene Felsenreich der Kirnitzschklamm. Hier ist es kühl und feucht – selbst an heißen Sommertagen. Links und rechts ragen schroffe, mit Flechten, Farnen und uralten Fichten üppig begrünte Felswände empor. Immer wieder reizen eigentümliche Steingebilde die Fantasie: der Berggeist, das Krokodil, das schlafende Schaf und der Steinpilz. In den letzten 300.000 Jahren hat sich hier kaum etwas verändert. Allein die Obere Schleuse erinnert an die Anwesenheit des Menschen. Vor über 400 Jahren wurde der Wildbach für das Flößen von Baumstämmen an dieser Stelle angestaut. Die Staumauer gibt es noch immer. Von Ostern bis Oktober wird sie genutzt, um den nötigen Wasserstand für die Bootsfahrten zu erzeugen. Von der Oberen Schleuse erreichen wir in einer knappen Stunde wieder den Parkplatz. Von Hinterhermsdorf fahren wir durch das wildromantische Tal der Kirnitzsch nach Bad Schandau. An der Hauptattraktion der Strecke, dem Lichtenhainer Wasserfall, ist gerade Baustelle und wir finden keinen Parkplatz. So fahren wir weiter und entscheiden uns in Bad Schandau für einen Abstecher nach Tschechien. In Hřensko stärken wir uns in dem Restaurant, in dem wir vor fünf Tagen zu Mittag gegessen haben, mit Cappuccino und Palatschinken (Pfannkuchen) und bringen unsere letzten tschechischen Kronen in Umlauf. Auf dem Camping Königstein finden wir einen Platz direkt an der Elbe unterhalb der Festung Königstein. Wir starten einen Waschgang unserer Wäsche und genießen bei herrlichem Wetter den schönen Ausblick auf den Fluss und die vorbeiziehenden Elbschiffe. Da wir hier im Elbtal keinen DVBT-Empfang haben, greifen wir zu einer der DVDs, die wir in Dresden gekauft haben. Wir sehen „Kokowääh“ von und mit Til Schweiger, ein richtig netter Film!
Montag, 18.06.2012: Der Tag begrüßt uns mit schwülwarmem Wetter. Wir sitzen noch beim Frühstück als die ersten Ausflugsboote vorbeiziehen und ich nutze die Gelegenheit für ein paar Fotos. Bevor wir den Platz verlassen werfen wir noch einen Blick auf Königstein. Unser erstes Ziel ist Pfaffendorf, wo wir uns einen schönen Blick auf den Pfaffenstein erhoffen, aber leider enttäuscht werden. In Bad Schandau kaufen wir ein und fahren noch einmal zur Bastei. Es gibt zwar schon wieder leichtes Donnergrummeln in der Ferne, es bleibt aber sonnig und trocken. Noch einmal genießen wir die herrliche Aussicht auf das Elbtal und die beeindruckenden Felsformationen des Elbsandsteingebirges. Das diese Landschaft hier entstanden ist, ist ein geologischer Glücksfall und dem Zusammentreffen verschiedener Faktoren zu verdanken. In der Kreidezeit, vor etwa 140 Millionen Jahren, ist hier noch Meer. Sedimente lagern sich ab, werden zu Stein. Einige Millionen Jahre später zieht sich das Meer zurück. Die mehrere hundert Meter starke Sandsteinplatte ist nun Wind und Wetter ausgesetzt. Die Elbe und ihre Nebenflüsse graben sich immer tiefer ein. Von Norden schiebt sich das Lausitzer Granitmassiv auf den Sandstein, im Westen wird das Erzgebirge angehoben. Die Sandsteinplatte hält der Spannung nicht stand und zerbricht. An einige Stellen tritt Magma an die Oberfläche und erstarrt zu basaltischen Kegelbergen. Wind und Wetter wirken weiter. Besonders harte Bereiche halten der Verwitterung länger stand als ihre Umgebung. Die zerschundenen Silhouetten erinnern daran, dass diese Landschaft noch immer in Bewegung ist. In einigen Millionen Jahren wird auch der letzte steinerne Rest des kreidezeitlichen Meeres verschwunden sein. Nach einer kleinen Stärkung im Auto verlassen wir das Elbsandsteingebirge und erreichen über die Autobahn in knapp zwei Stunden Cottbus. In Cottbus werde ich geblitzt. Gelis Schadenfreude kommt allerdings zu früh, denn die Tempo 30 Zone ist zeitlich auf 22:00-05:00 Uhr begrenzt. Damit bin ich nur geringfügig über dem Limit und es wird hoffentlich nicht zu teuer. Wir beziehen Quartier auf dem Wohnmobilstellplatz Spreeauenpark etwas südöstlich der Altstadt. Wir unternehmen einen kurzen Rundgang durch die idyllische Parkanlage, doch die schwüle Hitze treibt uns zu einem schattigen Plätzchen vor das Auto. Wir lesen noch eine Zeit lang und essen draußen zu Abend. Als wir gerade mit dem Abwasch fertig sind beginnt ein heftiges Gewitter, das relativ schnell durchzieht und die erhoffte Abkühlung bringt. Unser nächstes Ziel soll das Biosphärenreservat Spreewald sein, das praktisch vor den Toren von Cottbus beginnt.
Dienstag, 19.06.2012: Wir fahren in die Innenstadt von Cottbus und holen uns in der Geschäftsstelle des ADAC die kostenlosen Regionalführer für die weitere Fahrt. Unser Bummel durch die Altstadt beginnt am Spremberger Turm aus dem 13. Jh., dem Wahrzeichen der Stadt und führt uns zum historischen Altmarkt. Der Markt zeigt sich als eindrucksvolles Ensemble von Bürgerhäusern im sächsischen Barock und klassizistischen Traufenhäusern des 18./19. Jh. Wir kaufen noch etwas Kuchen für die Zwischenmahlzeit und fahren weiter nach Burg, einem kleinen Ort im Herzen des Spreewaldes. Wir erkundigen uns nach Kahnfahrten in den Spreewald und unternehmen einen Spaziergang durch den kleinen Ort. Da der Campingplatz in Burg gerade Mittagspause macht und es keine Möglichkeit gibt, sich schon mal auf einen Stellplatz zu stellen, beschließen wir noch weiter zu fahren. Unser Ziel ist ein Stellplatz am Bahnhof von Lübbenau. Von hier aus können wir den Ort gut zu Fuß erkunden und finden auch hier einige Anbieter von Kahnfahrten in den Spreewald. So haben wir morgen die freie Auswahl, werden unsere Entscheidung allerdings vom Wetter abhängig machen. Zurück am Auto nutze ich mein iPhone als WLAN-Modem und aktualisiere unsere Homepage und bearbeite die elektronische Post. Währenddessen nutzt Geli ihr iPad und recherchiert im Internet mögliche Ziele für unsere Weiterfahrt. Es ist wieder sommerlich warm aber zum Glück nicht so schwül wie gestern. Hoffen wir mal, das das Wetter morgen mitspielt und wir uns den Spreewald von der Wasserseite aus ansehen können.
Mittwoch, 20.06.2012: Da die Züge die ganze Nacht über fahren und die Gleise nur wenige Meter hinter dem Auto entlang führen, werden wir oft wach. Als dann der Wecker um 07:00 Uhr die Nacht beendet haben wir alles andere als ausgeschlafen. Der Regen, der in der Nacht eingesetzt hat, lässt am Morgen nach und hört dann ganz auf. So machen wir uns bei bedecktem Himmel auf den Weg zum Großen Spreewaldhafen Lübbenau und entscheiden uns für die dreistündige Rundfahrt Lehde, laut Prospekt der Klassiker von Lübbenau aus. Wir müssen noch warten bis sich einige Passagiere für diese Tour gefunden haben und kommen schließlich um 10:30 Uhr los. Seit nunmehr 150 Jahre werden Touristen mit den Spreewaldkähnen, bis zu 9 m langen Flachbooten ohne Kiel, in dieses einmalige Gebiet gebracht. Der Antrieb erfolgt durch das Staken der Kahnfährleute mit dem Rudel, einer über 4 m langen Stange aus Eschenholz. Die Landschaft an sich und die Erläuterungen unseres Fährmannes machen die Fahrt zu einem sehr schönen Erlebnis. Wir durchfahren das Umland des Dorfes Lehde, sehen Wiesen, Äcker und Wälder. Nach einer Rundfahrt durch das romantischen Spreewalddorfes gibt es eine einstündige Pause. Diese nutzen wir für den Besuch des Freilandmuseums, einer Anlage mit vier begehbaren Höfen des Spreewaldes aus dem 19. Jh. Die Zeit reicht dann gerade noch für eine wärmende Tasse Cappuccino, ehe es wieder nach Lübbenau zurückgeht. Nach genau drei Stunden sind wir wieder im Hafen. Das Wetter hat gehalten, es ist zwar bedeckt aber trocken. Wir kaufen noch Spreewaldgurken und essen ein Fischbrötchen, ehe wir zum Auto zurückgehen. Wir fahren nach Lübben, das eine attraktive Altstadt haben soll. Diese Einschätzung können wir nach einem kurzen Rundgang jedoch nicht teilen und fahren weiter nach Krausnick-Groß Wasserburg. Hier gibt es einen schönen Stellplatz direkt an der Spree und vor allem weit ab von allen Bahnlinien. Wir unternehmen noch einen kleinen Spaziergang und machen es uns dann im Roadrunner gemütlich. Aufgrund der schlechten letzten Nacht gehen wir heute etwas zeitiger schlafen.
Donnerstag, 21.06.2012: In der Nacht fängt es an zu regnen und der Tag ist und bleibt trübe und bedeckt. Wir wollen uns die ganz in der Nähe gelegene Erlebnis- und Badewelt Tropical Islands ansehen, werden durch eine gesperrte Straße allerdings zu einem Umweg gezwungen. In der größten freitragenden Halle der Welt, einem Relikt des gescheiterten CargoLifter-Projekts, befindet sich unter der 360 m langen, 210 m breiten und 107 m hohen Kuppel eine einzigartige tropische Urlaubswelt auf 66.000 m². Leider gibt es keine Möglichkeit sich einmal nur umzusehen, so dass wir über das Foyer nicht hinauskommen. Über die Autobahn erreichen wir schnell das nur 60 km entfernte Berlin und steuern die Liebermann-Villa am Wannsee an. Haus und Garten wurden von der Max-Liebermann-Gesellschaft nach jahrzehntelanger Fremdnutzung wieder in einen Zustand wie zu Lebzeiten Max Liebermanns versetzt. Die Villa ist heute als Museum öffentlich zugänglich und zeigt neben einer Dauerausstellung mit Gemälden des Künstlers und der Dokumentation seines Lebensweges auch kleinere thematische Sonderausstellungen zum Werk Liebermanns und seiner Zeitgenossen. So sehen wir heute Gartenbilder von Max Liebermann und Emil Nolde, die zu ihren Lebzeiten künstlerisch ganz unterschiedliche Vorstellungen hatten. Neben der Ausstellung gibt es noch einen Film über das Leben Max Liebermanns und Multimediaplätze mit Themen zum Künstler und zur Villa. Wir fahren am Ufer des Wannsees weiter und erreichen über die Glienicker Brücke Potsdam. Südlich der Stadt beziehen wir Quartier auf dem Camping Sanssouci-Berlin am Ufer des Templiner Sees. Wir waschen unsere Wäsche und nutzen das WLAN-Netz des Platzes zum Surfen.
Freitag, 22.06.2012: Heute ist es nur leicht bewölkt und die Sonne scheint. Wir machen uns vom Campingplatz aus auf den Weg in die Innenstadt von Potsdam. Wir finden einen zentral gelegenen Parkplatz und beginnen unseren Rundgang mit dem Park Sanssouci. Der Park bildet ein Ensemble von Schlössern und Gartenanlagen, das im 18. Jh. unter Friedrich dem Großen begonnen und im 19. Jh. unter Friedrich Wilhelm IV. erweitert wurde. In seinem Mittelpunkt steht Schloss Sanssouci, die Sommerresidenz Friedrich des Großen. Wir sehen uns zunächst die Friedenskirche an, die nach italienischem Vorbild zwischen 1845 und 1854 entstand. Hier fanden König Friedrich Wilhelm IV. und Königin Elisabeth ihre letzte Ruhestätte. Vorbei an einer Statue von Friedrich dem Großen spazieren wir durch die schöne Parkanlage zum Schloss Sanssouci. Kein anderes Schloss ist so mit der Persönlichkeit Friedrichs des Großen verbunden wie Sanssouci. Nach Ideen des Königs wurde der Bau 1747 vollendet. Vorbei an der 1763 fertiggestellten Bildergalerie gehen wir zurück in die Innenstadt. Durch das Brandenburger Tor von Potsdam gehen wir auf die Brandenburger Straße, die Fußgängerzone von Potsdam. Ein deftiges Brötchen und ein Milchshake geben wieder Kraft und wir setzen unseren Bummel fort. Auf dem Rückweg zum Auto kommen wir noch am Jägertor vorbei. Unser nächstes Ziel ist der kleine Ort Werder, nur gut 10 km entfernt. Werder bedeutet „von Wasser umflossenes Land“, und in der Tat liegt der alte Kern des als Blütenstadt bekannten Ortes beschaulich auf einer Insel in der Havel. Zwei weithin sichtbare Wahrzeichen gibt es hier: den Turm der Heilig-Geist-Kirche und die alte Bockwindmühle. Kleine Fischerhäuser prägen das Ortsbild. Nach einem Bummel durch den Ort essen wir ein Eis und fahren weiter nach Brandenburg. Hier finden wir auf dem Parkplatz am Dom einen Stellplatz für die Nacht direkt an der Havel. Wir können noch lange draußen sitzen und lesen und die Ausflugsschiffe auf der Havel beobachten. Von der Domstrengbrücke werfen wir noch einen Blick über den Stellplatz, die Havel und die Altstadt. Wir müssen den Abend ohne das Fußballspiel Deutschland-Griechenland auskommen, was uns nicht schwer fällt, da wir kein DVBT-Empfang haben.
Samstag, 23.06.2012: Wir beginnen unseren Rundgang durch Brandenburg mit dem Dom. Anschließend gehen wir in einem großen Bogen durch die Altstadt und sind nach knapp zwei Stunden wieder am Auto. Auf dem Weg nach Berlin kaufen wir direkt an einem Spargelfeld noch einmal frischen Spargel. Auf der Internationalen Reisemobilstation Berlin-Mitte beziehen wir einen der letzten freien Plätze. Nach einer kurzen Pause fahren wir mit der U-Bahn in die Innenstadt. Am Potsdamer Platz geraten wir mitten in die Prozession zum Christopher Street Day und wühlen uns durch die Menge. Geli spendiert im Vorgriff auf meinen Geburtstag Tickets für die morgige Vorstellung vom Udo Lindenberg Musical „Hinterm Horizont“. Vom Potsdamer Platz gehen wir zum Brandenburger Tor, teilweise parallel zum Umzug des CSD. Wir folgen den Straßen Unter den Linden und Schloßplatz bis zum Berliner Dom. Im Rahmen der Dombesichtigung sehen wir nicht nur den schönen Innenraum sondern kommen auch auf die Kuppel hinauf. Von hier haben wir einen herrlichen Rundblick über die Stadt. Vom Alexanderplatz fahren wir mit der U-Bahn zurück zum Stellplatz. Bis auf ein paar vereinzelte Regentropfen bleibt das Wetter heute gut.
Sonntag, 24.06.2012: Die U-Bahn bringt uns zum Alexanderplatz und von dort aus erreichen wir in ein paar Minuten die Spree. Am Anleger im Nikolaiviertel besteigen wir ein Ausflugsboot der Stern und Kreis Schiffahrt GmbH. Die einstündige Rundfahrt bringt uns zunächst ein kleines Stück flussaufwärts bis zur Alten Münze. Flussabwärts fahren wir am Dom, der Museumsinsel, dem DDR-Museum, dem Reichstag, dem Hauptbahnhof und dem Bundeskanzleramt vorbei bis zum Anleger am Haus der Kulturen der Welt. Nach einer guten Stunde Fahrt bei herrlichem Wetter an Oberdeck des Schiffes erreichen wir wieder das Nikolaiviertel. Die Fahrt an sich und die zahlreichen Erläuterungen haben uns sehr gut gefallen. Vom Alexanderplatz fahren wir zum Potsdamer Platz und essen im Sony Center eine Kleinigkeit zu Mittag. Auf dem Weg zum Stage Theater fallen die ersten Regentropfen. Das Udo Lindenberg Musical „Hinterm Horizont“ ist ein echtes Highlight: Mauerfall, Wiedervereinigung und ein Stück deutsche Zeitgeschichte verwoben mit einer Ost-West-Liebesgeschichte. Eine tolle Show, großes Theater, gepaart mit eindrucksvollen historischen Video-Projektionen und ein Rockkonzert mit Schmackes. Hinterm Horizont ist wirklich viel mehr als nur ein Musical. Das Ganze auch noch mit stark autobiographischen Zügen des legendären Rockrebellen Udo Lindenberg – ein Stoff, der keinen kalt lässt. Auf dem Rückweg essen wir in den Potsdamer Platz Arkaden noch einen Frozen Yoghurt und erreichen bei einsetzendem Regen wieder unser Auto. Der Regen wird immer stärker und wir sehen uns im Fernsehen die Live-Übertragung des Konzertes der Berliner Philharmoniker aus der Waldbühne an, wo 20.000 Zuschauer dem strömenden Regen trotzen.
Montag, 25.06.2012: Das Wetter hat sich zwar etwas beruhigt aber wir machen uns trotzdem mit Regenjacken auf den Weg. Außerdem ist es mit nur 15 Grad recht kühl geworden. Unser erstes Ziel ist der Hauptbahnhof, wo wir uns auf dem Washingtonplatz die Freiluft-Fotoausstellung „Wild Wonders of Europe“ ansehen. Wunderschöne Naturfotos aus Europa werden hier auf dem Platz vor dem Hauptbahnhof präsentiert. Wir gehen zum Reichstagsgebäude und wollen in die Kuppel. Leider müssen wir erfahren, dass dies jetzt nur noch nach Voranmeldung über das Internet möglich ist. Spontane Besuche des Reichstags sind damit ausgeschlossen. Auf dem Weg zum Potsdamer Platz legen wir bei Starbucks eine kleine Pause ein. Im Sony Center werfen wir einen Blick auf die Video- und Fotokameras von Sony und fahren dann mit der U-Bahn zum Wittenbergplatz. Unser Ziel ist das KaDeWe, das größte Warenhaus auf dem europäischen Kontinent. Während Geli zum Friseur geht, halte ich mich in der Technikabteilung auf. Nach unserem Bummel durch das KaDeWe geht es zurück zum Stellplatz. Wir gönnen unseren Füßen eine Ruhepause und essen bevor es dann noch einmal losgeht. Unser Ziel ist das Kabarett Theater Distel am Bahnhof Friedrichstraße. Wir wollen uns die Ossi-Wessi-Fiktion „Staatsratsvorsitzende küsst man nicht“ ansehen. Dabei wird die Geschichte auf den Kopf gestellt: Die „BRD“ ist der „DDR“ beigetreten und der Westen ist noch nicht ganz integriert. Ostdeutsche Aufbauhelfer müssen eingreifen. Ein dreist verdrehter Blick auf die deutsch-deutsche Geschichte.
Dienstag, 26.06.2012: Bei grauem Himmel und kaltem Wind legen wir heute einen Kulturtag ein. Wir beginnen mit der East Side Gallery, einem 1,3 km langen Teilstück der Berliner Mauer an der Mühlenstraße. Hier wurde die Mauer von 118 Künstlern aus aller Welt zur längsten Galerie der Welt umgestaltet. Bevor wir an der Station Warschauer Straße wieder in die U-Bahn steigen haben wir noch einen schönen Blick auf die Oberbaumbrücke, die als die schönste Brücke Berlins gilt. Am Kurfürstendamm erreichen wir wieder das Tageslicht und stärken auf dem Platz vor der Gedächtniskirche original Berliner Currywurst und Bulette. Nach einem Blick in die wunderschöne Kirche gehen wir weiter zum Bahnhof Zoo. Hier befindet sich das Museum für Fotografie mit der Helmut Newton Foundation. Die aktuelle Ausstellung ist Newtons ersten drei legendären Publikationen „White Women“, „Sleepless Nights“ und „Big Nudes“ gewidmet. Parallel dazu werden Bilder des holländischen Fotografen Jan de Wit gezeigt, die während einer gemeinsamen Reise mit Helmut Newton im Jahr 1999 entstanden sind. Die Fotos der Reise auf den Spuren von Newtons Kindheit tragen den Titel „Journey to the Past“. Die U-Bahn bringt uns nach Charlottenburg, wo wir uns im gegenüber des Schlosses gelegenen Bröhan-Museum die Ausstellung „So ist meine Kunst nur Natur“ mit Landschaftsbildern von Karl Hagemeister (1848-1933) ansehen. Nach einem Blick auf Schloss Charlottenburg fahren mit einem Bus zum Bahnhof Zoo zurück und von dort weiter mit der S-Bahn zur Station Hackescher Markt. Auf dem Markt stärken wir uns in einem Café mit Cappuccino und Kuchen. Unser letztes Ziel für heute sind die Hackeschen Höfe, Deutschlands größtes geschlossenes Hofareal. Im Zuge der Sanierung Mitte der 1990er-Jahre erlebten die Höfe eine Renaissance ihres ursprünglichen Konzeptes der Mischnutzung durch Kunst, Kultur, Wohnen, Gewerbe und Gastronomie. Wir bummeln durch die Höfe und sehen uns die angebotenen Waren in einigen der Geschäfte und Galerien an. Mit S- und U-Bahn fahren wir zurück zum Stellplatz und gönnen den müden Füßen erst einmal eine Pause. Da wir uns per Mail für morgen noch mit Christa und Heinz verabredet haben, werden wir also noch zwei weitere Nächte hier bleiben und müssen daher nach dem Abendessen noch unser Abwasser entsorgen und Frischwasser auffüllen.
Mittwoch, 27.06.2012: Mit der U-Bahn geht es zur Friedrichstraße und von dort aus zu Fuß weiter zum Gendarmenmarkt, dem Mittelpunkt der Friedrichstadt. Der Platz wurde im 18. und 19. Jh. zu einem der schönsten Plätze Europas gestaltet. Auf der Westseite das von Schinkel 1818-21 erbaute Schauspielhaus, heute ein Konzertsaal. Im Norden und Süden wird der Gendarmenmarkt vom Französischen und Deutschen Dom eingefasst. Anziehungspunkt für Schokoladenfreunde ist das Geschäft der Chocolatiers Fassbender & Rausch, die hier seit 1863 feinste Schokoladenprodukte herstellen. Wir spazieren in Richtung Dom und steigen am Lustgarten in den Bus der Linie 100, der uns zum Bahnhof Zoo bringt. Hier essen wir bei einem chinesischen Imbiss eine Kleinigkeit und kaufen Mitbringsel für Christa und Heinz. Ein Bus der Linie 100 bringt uns dann auch zum Alexanderplatz, von wo aus wir per U-Bahn zu Christa und Heinz fahren. Mit Kaffee und Kuchen, netten Gesprächen und Fotos aus Nordamerika und Island vergeht die Zeit wie im Fluge und es ist kurz nach 22:00 Uhr als wir uns von den Beiden verabschieden. Trotz zweimaligem Umsteigen erreichen wir mit der U-Bahn in nur zwanzig Minuten wieder den Stellplatz.
Donnerstag, 28.06.2012: Nach einer Woche in Berlin und Umgebung brechen wir heute unsere Zelte ab und machen uns auf den Weg an die Ostseeküste. In Pasewalk füllen wir unsere Vorräte wieder auf und tanken. In Ueckermünde erreichen wir Stettiner Haff, ohne das Haff selbst zu Gesicht zu bekommen. Wir bummeln durch den kleinen Ort, finden den Stellplatz allerdings nicht sehr attraktiv und fahren weiter zur Insel Usedom. Hier hat die Hauptsaison begonnen und es ist sehr voll. Die angefahrenen Stell- und Campingplätze in Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin sind alle ausgebucht. Auf dem Waldparkplatz Bansin finden wir dann schließlich noch einen Platz für die Nacht aber auch hier ist es sehr voll. Nach dem Abendessen unternehmen wir noch einen Spaziergang durch den Wald zum Ostseestrand. Wir beenden den Tag mit dem Film „Lieber gestern als nie“.
Freitag, 29.06.2012: Auf der Suche nach einem Parkplatz in der Nähe der Strandpromenade fahren wir von Heringsdorf bis nach Bansin. Als wir fündig geworden sind, machen wir uns zu Fuß auf den Weg. Entlang der Promenade, die die drei Kaiserbäder Bansin, Heringsdorf und Ahlbeck miteinander verbindet spazieren wir in Richtung Heringsdorf. Unser Ziel ist die 508 m lange Seebrücke von Heringsdorf, die längste ihrer Art in Deutschland. Ich entdecke eine günstige Softshell-Jacke, die mit kommt und an der Spitze der Seebrücke stärken wir uns mit einem Eis. Auf dem Rückweg zur Promenade wird Geli ihr Strohhut vom Kopf geweht und landet in den Fluten der Ostsee – Pech gehabt. Nach etwa zweieinhalb Stunden sind wir wieder am Auto und setzen nach einer kleinen Stärkung unsere Fahrt fort. Es ist zwar nur ein schmales Stückchen Land über das wir fahren, dennoch ist vom Achterwasser und der Pommerschen Bucht von der Straße aus nichts zu erkennen. Wir merken gar nicht, dass wir über eine Insel fahren. Kurz vor Wolgast stehen wir auf einmal im Stau. Die Ampeln im Ort sorgen für einen langen Rückstau, der sich zum Glück direkt hinter dem Ort wieder auflöst. Wir umfahren Greifswald und verlassen die Bundesstraße in Richtung Stahlbrode. Auf dem Stellplatz am Yachthafen bekommen wir einen schönen Platz mit schönem Blick auf den Strelasund. Von hier aus gibt es auch eine Fährverbindung nach Glewitz auf der Insel Rügen. Diese Möglichkeit wollen wir morgen nutzen, da es uns den Umweg über Stralsund erspart. Wir nutzen das herrliche Wetter um draußen Kaffee zu trinken, zu lesen und einen kleinen Spaziergang im Hafengebiet zu unternehmen. Als es uns zu kühl wird machen wir es uns im Roadrunner gemütlich. Am Abend gibt es noch ein Gewitter mit starkem Regen. Wir können noch kurz mit Hermanns skypen, die zurzeit in Norwegen unterwegs sind.
Samstag, 30.06.2012: Der Tag begrüßt uns mit freundlichem Wetter und einem starken Dunstschleier über dem Strelasund. So entstehen die ersten Fotos des Tages noch vor dem Frühstück. Zum Entsorgen bringt uns der Hafenmeister zum Winterlager des Yachtclubs. Mit der kleinen Fähre fahren wir anschließend von Stahlbrode nach Glewitz auf der Insel Rügen. Viele Straßen sind hier als Alleen angelegt und es kommt uns teilweise so vor als führen wir durch einen Tunnel aus Blättern. Unser erstes Ziel ist Putbus, ein städtebauliches Juwel. Ein gewisser Graf Wilhelm Malte zu Putbus legte hier im Jahr 1810 seine neue Residenzstadt an und ließ 15 repräsentative Bauten im Stil des italienischen Klassizismus um einen runden, mit vielen Rosen bepflanzten Platz, den so genannten „Circus“, errichten. In der Mitte des Platzes steht ein Obelisk. Auch der Marktplatz ist sehr schön angelegt, hier steht auch das einzige Theater der Insel. Über Bergen fahren wir nach Ralswiek am Südufer des Großen Jasmunder Bodden. Hier befindet sich eine der schönsten Freilichtbühnen Deutschlands, auf der alljährlich die Störtebeker Festspiele inszeniert werden. Wir sehen uns die Parkplätze an und suchen nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe, da wir bei gutem Wetter heute Abend die Festspiele besuchen wollen. Ein Campingplatz in Lietzow verlangt für die Nacht über 30 €, was wir nicht einsehen. Da wir unbedingt Wäsche waschen müssen bemühen wir das Internet und entdecken einen Waschsalon in Binz, dem Star unter den Rügener Badeorten. Während die Wäsche in der Waschmaschine ist kaufen wir ein paar Kleinigkeiten ein und stärken uns mit Fischbrötchen und Kuchen. Die Trocknungsphase der Wäsche nutzen wir für einen Spaziergang an die Promenade von Binz. Der Strand ist gut besucht und entlang der Promenade stehen aufwendig restaurierte Beispiele für die verspielte Bäderarchitektur aus der Zeit um die vorletzte Jahrhundertwende. In Sellin, wo wir unseren nächsten Stopp einlegen, gefällt es uns noch besser. Eine sehr schöne Seebrücke und die von Villen bestandene Hauptstraße haben es uns angetan. Es geht zurück nach Ralswiek, wo wir uns auf dem Parkplatz an der B96 häuslich niederlassen. Einige andere Wohnmobile und Wohnwagengespanne sind schon da. Es wird offensichtlich toleriert, das hier nach der Vorstellung auch übernachtet wird. Mit der Bimmelbahn fahren wir nach dem Abendessen hinunter nach Ralswiek und bekommen ohne Probleme noch Tickets für die heutige Veranstaltung. Die diesjährige Inszenierung hat den Titel „Störtebekers Tod“ bildet den Höhepunkt um die Geschichte des legendären Piraten Klaus Störtebeker. Zum 20jährigen Jubiläum der Störtebeker Festspiele werden über 150 Mitwirkende, 30 Pferde, 4 Schiffe, beeindruckende Spezialeffekte und ein abschließendes Feuerwerk über dem Großen Jasmunder Bodden aufgeboten. Wir haben Glück mit dem Wetter, in der Pause und der zweiten Hälfte fallen ein paar Regentropfen aber nichts Ernsthaftes. Die Geschichte Klaus Störtebekers wird gut in Szene gesetzt und die zweieinhalb Stunden sind sehr kurzweilig. Die Schlange an der Bimmelbahn ist uns auf dem Rückweg zu lang, so dass wir die knapp zwei Kilometer zum Parkplatz im Gänsemarsch mit vielen anderen Besuchern zu Fuß zurücklegen. Im Auto sehen wir den abfahrenden Besuchern zu und spielen noch ein paar Runden Angry Birds ehe wir ins Bett gehen.
Sonntag, 01.07.2012: In der Nacht gibt es wieder ein recht heftiges Gewitter. Unser erstes Ziel ist der Nationalpark Jasmund, der den östlichen Teil der gleichnamigen Halbinsel umfasst. Der Park besteht größtenteils aus einem geschlossen Waldgebiet, der Stubnitz, die bis an die steil abfallenden Kreidekliffs heranreicht. Wald, Klippen, Strand und ein 500 m breiter Streifen der Ostsee gehören zum Nationalpark, der als UNESCO-Weltnaturerbe anerkannt ist. Wir stellen das Auto auf dem Parkplatz in Hagen ab, wo man mit dem Wohnmobil auch übernachten könnte. Von hier aus bringt uns ein Bus zum etwa 3 km entfernten Nationalpark-Zentrum. Die Zufahrt zum Zentrum ist mit der Behinderten-Parkberechtigung auch mit dem Privatfahrzeug möglich, was wir allerdings nicht gewusst haben. Unser erster Weg führt uns zum 118 m hohen Königstuhl, der durch das romantische Gemälde des Greifswalder Malers Caspar David Friedrich zum Inbegriff der Rügener Kreideküste geworden ist. Die Aussicht ist von hier jedoch eher enttäuschend. So spazieren wir durch den ausgedehnten Buchenwald zur Viktoria-Sicht, wo uns der Blick zurück zum Königstuhl schon eher begeistert. Im Wald können wir zudem einige Mäuse beobachten, die über den Waldboden huschen. Wenn wir uns ganz ruhig verhalten haben sie wenig Scheu und kommen bis auf wenige Meter an uns heran. Im Nationalpark-Zentrum sehen wir uns die sehr gut gemachte Multivision zum Nationalpark an und fahren dann mit dem Bus zurück zum Parkplatz. Nach einer kleinen Stärkung nutzen wir die Gelegenheit zur Ent- und Versorgung des Wohnmobils bevor es weiter geht. Über eine schmale Landzunge, die Schaabe, fahren wir zum Kap Arkona, dem Nordkap Deutschlands. Auch hier darf man als Behinderter direkt zum Leuchtturm fahren und muss das Auto nicht in Putgarten abstellen. Wir sehen uns die beiden Leuchttürme und den Marinepeilturm an und gehen ein Stück auf der Steilküste entlang zu einem Aussichtspunkt. Auf dem Rückweg unternehmen wir noch einen Abstecher in das kleine Fischerdorf Vitt, dessen reetgedeckte Häuser sich in eine Schlucht direkt an der Ostsee kauern. Von hier aus haben wir noch einmal einen schönen Blick zurück auf das Kap Arkona. Wir fahren nach Dranske, wo wir auf dem Caravancamp Ostseeblick einen Platz direkt an der Ostsee bekommen und einen Blick auf die Insel Hiddensee werfen können. Zum Sonnenuntergang gehen wir noch einmal an den Strand und genießen diesen schönen Abschluss des Tages.
Montag, 02.07.2012: Heftiger und von Sturmböen begleiteter Regen sorgen für eine etwas unruhige Nacht. Am Morgen hat sich das schlechte Wetter jedoch komplett verzogen und wir können sogar draußen frühstücken. Anschließend unternehmen wir einen Spaziergang am Strand und genießen den Blick hinüber zur Insel Hiddensee. Beim Zusammenpacken unterhalten wir uns sehr nett mit einem Camper aus Holland. Mit der Wittower Fähre verlassen wir die gleichnamige Halbinsel und erreichen mit einem Fotostopp an einem Feld mit wildem Mohn Stralsund. Wir finden einen Parkplatz im Zentrum und beginnen unseren Stadtrundgang mit einem Fischbrötchen am Hafen. Wir werfen einen Blick auf die Gorch Fock I, die in Stralsund liegt und besichtigt werden kann. Geli hat keine Lust ins Ozeaneum zu gehen und der Versuch eine Fotoausstellung im Kulturgeschichtlichen Museum zu besuchen scheitert daran, dass das Museum montags geschlossen hat. So bleibt es bei einem Bummel durch die schöne Altstadt. Anschließend steuern wir einen Media Markt an, um die Gaspatrone unseres Wasserbereiters zu tauschen. Unterwegs kaufen wir noch ein paar Lebensmittel ein. Auf der Bundesstraße in Richtung Rostock verlassen wir Stralsund. Unser Ziel ist Warnemünde, das wir über Markgreifenheide und die Fähre Hohe Düne erreichen. Auf dem Stellplatz am Hafen bekommen wir noch einem Platz in der ersten Reihe und starten zu einem Spaziergang in den Ort. Als die ersten Regentropfen fallen kehren wir um und erreichen das Auto bevor es schlimmer wird. Der Schauer ist allerdings nur kurz. Wir machen es uns im Auto gemütlich und genießen die herrliche Aussicht auf die vorbeifahrenden Schiffe. Höhepunkt des abendlichen Schiffsverkehrs ist das Auslaufen des Kreuzfahrers „Eurodam“ im Licht der untergehenden Sonne. Dabei kommen wir noch mit unseren Nachbarn, einem Paar aus der Nähe von Trier, ins Gespräch.
Dienstag, 03.07.2012: Mein 49. Geburtstag beginnt wolkenverhangen aber trocken. Nach dem Frühstück folgt ein weiterer Bummel durch Wismar. Unter dem Leuchtturm findet ein kleiner Kunsthandwerkermarkt statt und wir kaufen zwei niedliche, gefilzte Schafe, deren Produzentin sehr aufgeschlossen über ihre Arbeit berichtet. Auch etwas Kuchen für den Nachmittag kommt noch mit und wir machen uns über die Autobahn auf den Weg nach Ratzeburg, das wir nach etwa eineinhalb Stunden erreichen. Wir trinken Kaffee und ich beantworte kurz die per E-Mail eingegangenen Geburtstagsglückwünsche. Bei dem Spaziergang durch die Stadt suchen wir nach einem Restaurant für das Abendessen und ich esse noch ein Eis. Für eine Ruhepause geht es noch einmal zum Auto zurück. Nach dem Abendessen sehen wir uns im Kino den vierten Teil von „Ice Age“ in 3D an und lassen den Tag dann gemütlich im Auto ausklingen.
Mittwoch, 04.07.2012: Mit einem erfrischen Bad im Ratzeburger Küchensee starten wir in den Tag. In Lübeck sehen wir uns im Behnhaus die Ausstellung „Impressionisten“ an und stärken uns anschließend bei Niederegger mit Kaffee und Kuchen. In Neustadt fahren wir zu meiner Mutter und gehen mit ihr ein Eis essen. Der letzte Stopp unserer Reise ist dann bei Pragers, wo wir auf der Terrasse sitzen und unseren neuen Weber-Grill ausprobieren, den wir an die Adresse von Pragers haben liefern lassen. Um 21:40 Uhr stehen wir nach genau 15.467 km wieder vor unserer Haustür. Mein Parkplatz ist besetzt, wird nach einem Anruf bei der Polizei aber vom Fahrzeughalter geräumt. Wir packen zunächst nur das Nötigste aus und verschieben den Rest auf den nächsten Tag.
Unsere viermonatige Reise durch Europa ist damit zu Ende. Wir haben viel gesehen und einen Eindruck von einigen Ländern Südeuropas bekommen. Auch wenn die Reise letztendlich anders verlaufen ist als ursprünglich geplant, so ist es doch ein schönes Erlebnis gewesen. |